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Thesen und Ziele
Der Hauptstadtkongress versteht sich als ein Prozess, der ein klares Ziel hat: Die Stärkung der Berliner Bürgergesellschaft. Unser Motto und Anspruch lautet: Berlin hilft sich selbst!
Wir leben in einer faszinierenden Metropole, mit großer - auch internationaler - Anziehungskraft. Fast jeder empfindet Berlin als spannend, attraktiv und lebenswert.
Gleichzeitig wissen wir alle um die dramatische Situation der Stadt. Die Probleme sind so groß, dass die Politik sie alleine nicht mehr bewältigen kann. Der Staat, der sich in der Vergangenheit für allzuständig erklärt hat - alles unter dem Denkmantel des Sozialen - ist am Ende seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Dies ist in Berlin, im Bundesvergleich, in besonderer Weise zu spüren. Entsprechend begrenzt sind daher die politischen Handlungsspielräume.
Doch wir sind überzeugt, dass die Hauptstadt hinter ihren Möglichkeiten zurück bleibt und sich angesichts ihres großen Potenzials unter Wert verkauft. Um diese Situation nicht nur lamentierend hinzunehmen, sondern nach Lösungen zu suchen, haben sich fünf sehr unterschiedliche Berliner Bürgernetzwerke zusammengeschlossen. Es ist unser Ziel, mehr Berliner zu freiwilligem Engagement für die Zukunft unserer Stadt zu aktivieren. Eigentlich haben wir keine andere Wahl als uns zu engagieren - in unserem eigenen Interesse. Dies ist unsere Stadt! Und deshalb wollen wir ein Zeichen des Aufbruchs setzen!
Wir stehen vor der Herausforderung eine neue Balance zwischen »Staat und privat« zu finden. Dafür muss die Politik der Bevölkerung die Unausweichlichkeit von Reformen bzw. unpopulären Einschnitte verdeutlichen. Der Staat muss auf seine Kernkompetenzen zurückgeführt werden. Die Berliner Politik ist zaghaft dabei, erste Hausaufgaben zu machen.
Wir Bürger sind aber nicht dazu verdammt, untätig auf die große Politik zu starren. Wir können der Politik Feuer machen. Und wir können uns selber durch vielfältige Möglichkeiten des bürgerschaftlichen Engagements einbringen.
Mehr Eigeninitiative, mehr Unternehmergeist – insgesamt mehr Bereitschaft sich erst einmal um sein eigenes Schicksal zu kümmern, bevor man sich an die Allgemeinheit wendet – ist in der jetzigen Situation das Gebot der Stunde. Dabei darf das Leitbild der Bürgergesellschaft nicht nur als Antwort auf Fehlentwicklungen und als Reparaturbetrieb der Politik verstanden werden. Sie ist unabhängig davon die richtige politische Strategie – z. B. mit ihrem Postulat der Subsidiarität - um künftige gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern.
Ziel des Hauptstadtkongresses ist nicht, eine weitere Experten-Diskussion darüber zu führen, was in Berlin auf bestimmten Politikfeldern im Einzelnen zu tun wäre. Es geht vielmehr um die Frage, wie neue strategische Voraussetzungen geschaffen werden können, damit sich eine vernetzte und produktive Bürgergesellschaft entwickelt.
Unsere Ziele im Einzelnen:
1. Wir wollen unserer Verantwortung für Berlin und Deutschland gerecht werden. Es geht schließlich nicht um irgendeine Stadt, sondern um die deutsche Hauptstadt, die, um Strahlkraft nach Außen zu entwickeln, von Innen leuchten muss. Es geht aber auch um unsere internationale Verantwortung. Von Berlin aus wird deutsche Politik gemacht. Und unsere Stadt ist für viele Ausländer die Visitenkarte Deutschlands.
Wir tragen also eine Verantwortung für das gesamte Land und letztlich sogar für unsere nationale Identität. Was aus Berlin wird, hängt auch von der Bereitschaft aller Deutschen ab, Berlin als Hauptstadt und Metropole zu akzeptieren und zu unterstützen. Wir Berliner haben es selber in der Hand, den Deutschen die Identifikation mit ihrer Hauptstadt zu erleichtern - indem wir uns um Berlin kümmern und die Stadt zu einer kraftvollen Hauptstadt und Metropole entwickeln.
2. Wir wollen Brücken schlagen: Zwischen Alt und Jung, Ost und West, zwischen den politischen Parteien, Alt-Berlinern und Neu-Berlinern. Das oft kleinkarierte Denken in Schubladen und Lagern sollte der Vergangenheit angehören. Die alt bekannten Grabenkämpfe sind nicht nur meist albern und engstirnig, wir können sie uns auch schlicht nicht mehr leisten, denn die Situation ist zu ernst – vor allem auch für politische Spielchen, wie sie so oft zum kleinen kurzfristigen Vorteil betrieben werden.
3. Wir wollen das Bewusstsein in der Stadt verändern. Dafür müssen sich die bürgerschaftlichen Kräfte Berlins aber besser organisieren. Nur so können ihre Interessen und Ideen zum Wohl Berlins zum Tragen kommen. Dies wird uns ohne eine neue Offenheit und eine Kultur des aufeinander Zugehens nicht gelingen.
Gerade für bürgerliche Kreise ist es eine große Herausforderung, sich auf die sozialen Probleme dieser Stadt einzulassen und sich nicht abzukapseln – weder mental, noch im Handeln oder räumlich. Das heißt: Steuern zahlen reicht nicht. Wir müssen unser Schicksal mit dem Schicksal der Bedürftigen verbinden. Damit ist nicht nur die Suppenküche gemeint, sondern z.B. auch ein Know-How-Transfer. Beispiel: Ein Unternehmer geht in Problemschulen und erzählt aus seinem Leben und Arbeitsalltag.
4. Wir wollen zu politischem Engagement auffordern - auch und gerade in den Parteien. Dies mag zunächst etwas überraschen, aber die Bürgergesellschaft ist kein abstraktes Leitbild, sondern ein politisches Programm für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Es geht um eine fundamentale Veränderung des Blickwinkels. Nämlich nicht »erst der Staat, dann der Bürger«, sondern »erst der Bürger, dann der Staat – eigentlich eine Banalität, aber dieses Leitbild muss von der Politik auch gewollt und aktiv gefördert werden.
Das besondere an unseren Träger-Netzwerken ist, dass sie teilweise politisch gefärbt sind. Gerade dies prädestiniert sie zu einem Brückenschlag zwischen der Politik und dem Engagement vor Ort. Wir hoffen, dass die Zusammenarbeit zwischen dem bürgerschaftlichem Engagement und der Politik, aber auch gegenüber der Wirtschaft auf diese Weise effizienter wird.
5. Wir wollen brach liegende Potentiale der Stadt durch Vernetzung aktivieren.
Aktivierung braucht Vernetzung, Kommunikation und Ideenaustausch. Wir sind keine "geschlossene Veranstaltung", im Gegenteil: Je mehr Akteure sich im Laufe des Prozesses einbringen, desto besser.
Wir versuchen das bereits bestehende bürgerschaftliche Engagement in der Stadt sichtbar zu machen und die bislang getrennt agierenden Bereiche der Gesellschaft zusammenzuführen. Jüngere wissenschaftliche Erkenntnisse sagen uns, dass die entscheidenden Innovationen nicht mehr in den einzelnen Disziplinen selber, sondern an den Schnittstellen unterschiedlicher Disziplinen entstehen. Ähnlich verhält es sich nach unserer Überzeugung mit den verschiedenen Bereichen der Stadt: Ob Wirtschaft, Kultur oder Wissenschaft - wir erhoffen uns wirkliche Fortschritte und Erkenntnisgewinn von einer besseren Vernetzung und einem besseren Verständnis der handelnden Akteure in den unterschiedlichen Bereichen.
6. Wir wollen nachhaltig wirken.
Wir wollen Nachhaltigkeit erzeugen, indem wir ein regelmäßiges Forum bieten, auf dem über die Zukunft der Berliner Bürgergesellschaft diskutiert wird. Die Organisations-, Anschluss- und Sprechfähigkeit stehen dabei im Vordergrund. Dabei soll es aber nicht bleiben. Wir wollen konkret sein. Deshalb analysieren wir regelmäßig so genannte Leuchtturmprojekte und fragen uns: Welche Erfolgsfaktoren gibt es? Wo lagen die Hürden (Bürokratie etc.)? Welcher (messbare Mehrwert für die Stadt? Was braucht es, um den nächsten großen Schritt zu machen? Wie kann der Hauptstadtkongress dabei helfen? Darüber hinaus stellen wir auf unseren Veranstaltungen oder auf Pressekonferenzen neue lohnende Projekte vor.
Wir wollen aus dem Hauptstadtkongress einen Hauptstadtprozess machen! Eine Art Bürgerbewegung für Berlin und damit für uns selbst.
Unser letztes Ziel lautet schlicht:
7. Wir wollen Mut machen, damit »Berlin hilft sich selbst« nicht nur ein frommer Spruch bleibt. Wir wollen das Wir-Gefühl, die Corporate Identity der Stadt stärken und somit Aufbruchsstimmung verbreiten. Deshalb sollte auch über Chancen gesprochen werden.
Ein gutes Beispiel dafür, wie beherzt und erfolgreich Chancen ergriffen werden können, ist New York City. In den 70er Jahren lag die Stadt am Boden. Aber sie hat es geschafft, sich aus eigener Kraft aus der desaströsen Lage zu befreien. Dabei gab es harte Einschnitte, aber noch wichtiger waren positive Emotion und eine gute Kommunikation zwischen der Regierung und den Bürgern- und unter bürgerlichen Gruppierungen. Der berühmte »I love NY«-Button wurde zum Symbol eines »Wir-Gefühls« und Neuanfangs.
Aber auch in Berlin gibt es schon eindrucksvolle Beispiele, wie Chancen genutzt werden können und was persönliches Engagement bewirken kann: Prof. Raue hat die MoMa nach Berlin geholt und damit bewiesen, wie man bestens vernetzt und mit guten Ideen Berlin voran bringt. Und: Alles wurde mit privaten Geldern finanziert!
Dr. Johannes Bohnen, Initiator Hauptstadtkongress
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